Dr. Michael Striewe

Sparringspartner beim digitalen Lernen

Nie waren digitale Lehre und digitale Leistungsbewertung so wichtig wie jetzt. Wir haben mit Dr. Michael Striewe über das E-Assessment-System JACK gesprochen, das er bei paluno federführend mitentwickelt hat. Bereits vor der Pandemie war JACK ein fester Bestandteil der Lehre an der UDE.

Michael Striewe promovierte 2014 zur automatischen Bewertung von Programmier- und Modellierungsaufgaben. Seitdem befasst er sich mit organisatorischen, technischen und didaktischen Aspekten von Technology-Enhanced Assessment. Im Interview spricht er über das E-Assessment-System JACK und die Vorteile des E-Assessments nicht nur in Pandemiezeiten. 

Michael, was kann JACK?

JACK ist ein E-Assessment-System, das die digitale Lehre unterstützt, indem es formative und summative Prüfungen ermöglicht. Formative Prüfungen sind z.B. Übungsaufgaben, die ich während des Lernens ablege, um zu prüfen, ob ich Fortschritte mache und das Gelernte verstehe. Eine summative Prüfung ist die klassische Klausur am Ende einer Lernphase. Hier wird getestet, ob der Lernprozess erfolgreich war. JACK unterstützt beide Formen, legt aber den Fokus auf formative Prüfungen.

Was macht denn gerade formative Prüfungen so spannend?

Das E-Assessment soll den Studierenden während des Lernens einen echten Mehrwert bringen. Dazu müssen zum einen die richtigen Aufgaben gestellt werden; zum anderen kommt es darauf an, dass der Lernende möglichst gutes Feedback vom System erhält. JACK allein kann das nicht. Aber es bietet Lehrenden die Möglichkeit, fachspezifische Aufgaben zu stellen und individuelles Feedback für typische falsche Antworten zu schreiben.

Wer setzt JACK ein?

In unserer Arbeitsgruppe „Spezifikation von Softwaresystemen“ haben wir JACK vor 15 Jahren zur automatischen Bewertung von Programmieraufgaben entwickelt – daher auch der Name JACK als Abkürzung für Java Checker. Später haben wir das System auch für unsere Mathematik-Vorkurse eingesetzt, in denen Erstsemester vor dem Studium ihre Mathe-Kenntnisse auffrischen. Inzwischen wird JACK querbeet an der Uni genutzt, z.B. in der BWL, Chemie, Biologie, Linguistik und in den Ingenieurwissenschaften. Die Einstufungstests für die Sprachkurse beim Institut für Optionale Studien laufen ebenfalls über JACK.

Welche Vorteile hat das E-Assessment für Studierende?

Zum einen natürlich das zeit- und ortunabhängige Lernen, das ja gerade jetzt ein wichtiges Argument ist. Der größte Vorteil für Studierende ist aus meiner Sicht, dass sie direkt Feedback zu ihrer individuellen Leistung erhalten. Im Idealfall ist JACK beim Lernen mein Sparringspartner, der mir so viele unterschiedliche Aufgaben stellt, bis ich einen Stoff wirklich draufhabe.

Und die Vorteile für die Lehrkräfte?

Lehrende sparen vor allem Zeit bei der Betreuung von Standardproblemen. In den meisten Fächern gibt es ja einige typische Fehler, die anfangs fast 50 Prozent der Leute machen. Wenn ich das einmal mit JACK vorbereit habe, d.h. gutes Feedback zu diesen klassischen Fehlern geschrieben habe, kann ich mich auf Spezialfälle konzentrieren. Ich kann z.B. in die Statistik von JACK reinschauen, welche Fehler außerdem gemacht werden und mir überlegen, woran das liegt. So kann ich dann gezielt weitere Aufgaben entwickeln, damit die Studierenden besser aus ihren Fehlern lernen können.

Klingt nach viel Arbeit.

Ja, am Anfang ist der Aufwand hoch, einen Aufgabenpool aufzubauen. Aber langfristig zahlt es sich aus.

Eure Arbeitsgruppe entwickelt das System stetig weiter. Was soll JACK noch lernen?

JACK bietet von Hause aus schon viele Möglichkeiten, Aufgaben sehr flexibel zu stellen. Aber gerade bei speziellen, fachspezifischen Aufgabentypen gibt es immer etwas zu tun. Wir haben z.B. für die Chemiker eine technische Lösung implementiert, um Aufgaben mit automatischem Feedback zu bestimmten Atommodellen zu entwerfen. Für die Biologen haben wir JACK so weiterentwickelt, dass sich damit botanische Bestimmungsübungen durchführen lassen.

Zurzeit untersuchen wir unter anderem, was Künstliche Intelligenz in JACK leisten kann. Sobald eine Spracherkennung zuverlässig funktioniert, könnten wir auch frei geschriebene Texte automatisch bewerten lassen. JACK kann also noch viel lernen und die Möglichkeiten sind noch längst nicht ausgeschöpft.

Sie wollen mehr über das Thema wissen?

Am 01.03.2021 diskutiert Dr. Michael Striewe mit weiteren Expert*innen in einem WebTalk zum Thema E-Assessment in der Hochschulbildung. Die Veranstaltung der Gesellschaft für Informatik und des Stifterverbandes beleuchtet den Stand der elektronischen Prüfungs- und Bewertungsformate in Deutschland.Weitere Infos und Anmeldung

 

Informationen über JACK und die Forschung der Arbeitsgruppe "Spezifikation von Softwaresystemen" im Bereich E-Learning und E-Assessment: https://s3.paluno.uni-due.de/forschung/e-learning-und-e-assessment

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